TEIL II Kapitel 12
Captain Samanta Graham verdächtigte Janette, das war nicht zu übersehen.
Es war nur Nicks Vermittlung zu verdanken, daß sie sie vorläufig
laufen ließ.
Detective Knight arbeitete fieberhaft die Akten durch, die er sich hatte
kommen lassen. Er bemühte sich alle Ähnlichkeiten, die ihm bei
den Ermittlungen im >Ravenmord< weiterhelfen konnten herauszufinden.
Er mußte sich sputen, wenn er eine Inhaftierung seiner Gefährtin
verhindern wollte.
Natürlich würde es keinem Sterblichen gelingen, jemanden der Vampirgemeinde festzuhalten, aber sie wäre zumindest gezwungen, ihre sichere Zufluchtsstätte aufzugeben und ihre Zelte in Toronto abzubrechen - und viele ihrer >Familie<, wie LaCroix es zu bezeichnen pflegte, mit ihnen.
Aber konnte Nick sich ihrer Unschuld so sicher sein? Durfte er sie wirklich bei seinen Überlegungen außer Acht lassen ? Gut, es war nicht die Handschrift eines Vampirs, aber war es auch nicht die Handschrift Janettes ? Kant hatte ihn darauf hingewiesen, daß der Mörder es darauf abgesehen hatte, die Makellosigkeit des Mädchens zu zerstören. Er erinnerte sich......
<<<<<<<< Flashback
.....Es war in Paris
Sie lagen auf Janettes großer, mit schwarzer Seide bezogener Matratze.
Nick hatte die Arme entspannt hinter dem Kopf verschränkt. Er fühlte
sich wohl. Janette lag bäuchlings neben ihm, ihr Kopf ruhte genießerisch
auf seiner Magengegend und ihre Arme umschlangen seinen entblößten
Körper. Ganz langsam und vorsichtig ließ sie ihre Fingerspitzen
an der Innenseite seines Oberarms hinabgleiten ohne Nick dabei anzusehen,
um zu testen, wie er darauf reagierte.
"Willst Du mir gar keine Ruhe gönnen, Madame ?"
Er griff in ihren wirren Haarschopf und drehte Ihr Gesicht zärtlich zu sich her, damit er sie betrachten konnte. Sie war so wunderschön, alles an ihr entzückte ihn. Er zog sie zu sich herauf und küßte sie leidenschaftlich.
"
Warum ich," hauchte er , " Warum hast Du Dir gerade mich
ausgesucht ? Sag mir, was war es,
das Dir an mir gefallen hat ?"
Janettes
Mittelfinger kreiste aufreizend um Nicks Ohr, sorgsam darauf bedacht auf
dem Rückweg hinunter an seinem Hals die Haut nur so leicht zu berühren,
daß eine feine Gänsehaut als Reaktion ihrer Spur folgte. Sie
wußte, wo er empfindsam war und sie pflegte es zu ihren Gunsten auszunutzen.
Er fing ihre Hand ein. Er wollte, daß sie ihm zuerst antwortete.
"O Nicholas, ich dachte das wüßtest Du längst"
Ihre Nasenspitze führte das weiter, was ihrem Finger verwehrt blieb.
"Nein sag aufrichtig, was ist Dir zuerst an mir aufgefallen?"
Er sah sie gespannt an. Ihre Augenbrauen hatten die höchste Höhe erreicht, in die sie sie ziehen konnte, und ihre gespitzten Lippen verhießen nichts Gutes. Sie mochte es ganz und gar nicht, durch solch unsinnige Diskussionen unterbrochen zu werden:
"Deine Unberührtheit, Deine Unschuld, Deine Naivität, mon ami !"
Sie
gluckste vergnügt über seinen enttäuschten Ausdruck. Natürlich
war das nicht die Wahrheit, seine Attraktivität war ihrem geschulten
Auge ebensowenig entgangen, wie die faszinierende Entdeckung sie geradezu
magisch anzog, daß eine verborgene, dunkle Seite seines Charakters
förmlich nur darauf wartete von ihr zum Leben erweckt und gesteigert
zu werden .
Aber sie provozierte ihn gern. Es gefiel ihr ihm seinen melancholischen
Blick zu entlocken , der seine blauen Augen noch tiefgründiger erscheinen
ließ und seine sensiblen Lippen erweckten in ihr noch stärker
den Wunsch hineinzubeißen, wenn er sie beleidigt vorwölbte.
"Du siehst zum anbeißen aus, wenn Du schmollst!"
Janettes Augen funkelten grün. Aber Nick hielt sie zurück.
"War das der einzige Grund !" beharrte er ?
Janettes Geduld war zuende, er forderte eine Lektion geradezu heraus:
"
Was möchtest Du hören, daß Du unwiderstehlich bist und mein
Herz im Sturm erobert hast ? Du weißt, was
ich war, was ich bin. Meine Bestimmung als Vampir ist es bösartig zu
sein und ich weiß es aufs
vortrefflichste anzuwenden."
"Aber wozu?"
"
Kennst Du ihn wirklich nicht, diesen Drang, etwas vollkommen Reines zu zerstören
?
Diesen Zwang, den ein frisch verschneites Schneefeld ausübt, das im
Mondschein funkelt, es zu durchzuschreiten?
Diesen Wunsch die unberührte vom Wind geebnete Sandfläche mit
den Füßen zu zerstampfen ?"
"Also wolltest Du mich ursprünglich vernichten?" Er schnaubte verächtlich.
"Am
Anfang schon, es verhieß ein sinnliches Vergnügen, zumindest
diese Verlockung sollte Dir inzwischen
nicht mehr unbekannt sein"
ihre Stimmung schwang um, sie war bereit das Spiel der Verführung von Neuem zu beginnen. Sie kitzelte ihn gedankenverloren mit einer Haarsträhne:
"Aber
Du warst nicht so, wie ich erwartet hatte, wie >wir< erwartet hatten.
Es ist uns nicht gelungen,
Deine Unschuld zu zerstören. Mir nicht und nicht einmal LaCroix!"
"Also hatte LaCroix von Anfang an seine Hand im Spiel und ich bin nur ein Sandhaufen für Dich, na ich danke recht herzlich ! "
Nick rümpfte die Nase und wendete sich von ihr ab. Er erhob sich gekränkt von ihrem Bett und ging ins Badezimmer. Janette folgte ihm schmeichelnd und deutete auf den großen Spiegel, der über dem Waschbecken hing.
"Wenn Du Dir Deinen Rücken ansiehst, weißt Du, was ich Dir sagen wollte !"
Der Griff ihrer langen Fingernägel auf seinen Schultern verstärkte sich. Er sah die Spuren, die sich dort abzeichneten, und es gefiel ihm, was er sah. Aber mehr noch gefiel ihm der Gedanke an die neuen Striemen, die sie dort gleich hinterlassen würden....
Ende Flashback >>>>>>>>
Schweren Herzens begab sich Natalie Lambert am nächsten Morgen in die Kepa -Klinik. Sie hatte sich mit dem Gynäkologen darauf geeinigt, nur dann eine Totaloperation durchführen zu lassen, wenn eine Alternative medizinisch nicht mehr verantwortet werden konnte.
Zum ersten mal seit ihrem Medizinstudium fand es die Doktorin garnicht hilfreich so gut über die Vorgänge bescheid zu wissen, die ihr bevorstanden. Sie war fast erleichtert, daß sie die Operation verschlafen würde. Vielleicht war das der Grund weshalb Dr. Hollert bereits auf einer Vollnarkose bestanden hatte, als der anfänglich diagnostizierte Eingriff auch ambulant hätte durchgeführt werden können.
Adriana liess es sich nicht nehmen, sie persönlich ins Krankenhaus
zu begleiten und sie erschien der Patientin besorgter als sie selbst. Nat
war gerührt über ihre offensichtliche Zuneigung, sie täuschte
sich aber auch nicht darüber hinweg, daß ein Teil der Nervosität
ihrer Assistentin sicher auch auf die große Verantwortung zurückzuführen
war, die nun als stellvertretende Leiterin der Forensik-Nachtschicht auf
den Schultern der jungen Frau lastete. Sie konnte nicht ahnen, daß
Adriana's Gewissen einen schweren Kampf durchzufechten hatte, den der reine,
anständige Teil darin schon verloren hatte, bevor er begonnen hatte.
Die Chance war einfach zu verführerisch um sie nicht zu ergreifen!
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All die vergangenen Nächte hatte Nick versucht sich in seine Arbeit zu vergraben oder sich im Raven die Zeit zu vertreiben, um eine Gelegenheit zum Nachdenken so lange wie möglich hinauszuschieben. Er war zutiefst niedergeschlagen, doch die Anwesenheit seines Mentors im Raven veranlaßte ihn Gleichgültigkeit zu heucheln. Dennoch verriet ihm dessen satanisches Grinsen, daß er sich bereits am Ziel seiner Wünsche sah.
Nick
vermißte Nat schmerzlich. Nichts konnte die Leere, die Dunkelheit
vertreiben, die ihre Abwesenheit in ihm hinterließ. Die Dringlichkeit
der verzweifelten Situation, in der er sich befand, duldete genau genommen
keinen Aufschub, aber ebenso erforderte sie eine schonungslose Eigenanalyse
und eine Offenheit gegen sich selbst, der er sich nicht sogleich zu stellen
wagte.
Die Trennung von Nat hatte den empfindsamen Vampir schwer getroffen, doch
sie kam ja nicht unerwartet. Er war lange Zeit versucht sich selbst zu belügen
und sie lediglich als eine logische Folge ihrer Hinwendung zu Kant zu sehen,
eine Katastrophe also, die nicht abzuwenden war.
Zu gerne hätte er es also vermieden sich einzugestehen, daß er
mit seinen unlauteren Bemühungen, sie an sich zu binden, gescheitert
war. Zu behaupten seine Manipulationen wären nur halbherzig gewesen,
entsprach nicht den Tatsachen. Warum also hatte sein Einfluß versagt?
Lag es wirklich nur daran, daß sie immun gegen seine Hypnose war ?
Hatte er es sich nicht vielmehr zu leicht gemacht? Bedurfte es tatsächlich
eines solch üblen Tricks, die Frau, die er so liebte für sich
zu gewinnen? Es kam ihm nun geradezu erbärmlich vor, sich ausgerechnet
der Kräfte zu bedienen, auf die er behauptete, leicht verzichten zu
können.
>Zu meiner Liebe zu stehen brächte ihr Leben in Gefahr<,
belog
er sich selbst. Er kannte die Wahrheit: Sich ihre Unschuld zu bewahren,
war der wirkliche Grund !
Verantwortung war das, worauf es angekommen wäre. Wie bequem sich seiner
übernatürlichen Kräfte zu bedienen, wenn innere Stärke
gefordert war. Ja, diese Niederlage hatte er sich selbst zuzuschreiben und
sie stand ihm auch zu. War es nicht gerade Nat's unkonventionelle Art Dinge
nur mit dem Herzen zu entscheiden und zu diesen Beschlüssen unumstößlich
zu stehen, weshalb sie seine größte Achtung genoß?
Wie oft schon hatte er sich dagegen seiner Gefährlichkeit für
ihr Leben als Alibi bedient und dadurch wie ein untreuer Ehemann gehandelt,
der sich scheut, seiner heimlichen Geliebten zu liebe, die Konsequenzen
zu ziehen.
>Wann wirst Du endlich erwachsen, Nicholas de Brabant, wie viele Jahrhunderte brauchst Du zur Selbständigkeit ?<
Es war so verlockend den sicheren Schutz seiner Artgenossen als Rückendeckung zu benützen, und das Schneckenhaus nur so weit zu verlassen, daß es bei Gefahr noch rechtzeitig zu erreichen war.
>Damit muß endlich Schluß sein!< nahm er sich vor!
Er
war nicht bereit zu resignieren, er war gewillt um Nat zu kämpfen.
Doch wenn er Natalie erneut umwerben wollte, mußte er ihr Vertrauen
zurückgewinnen, ihr zeigen, daß er sich geändert hatte.
Vielleicht war es noch nicht zu spät seine Liebe, den Sinn seines freudlosen
Lebens zurückzuerobern. - Jeder Versuch war es wert unternommen zu
werden !
Vor
allem aber war es nicht zu spät sich endlich seine Fesseln abzustreifen,
die ihn an seinen Vampirvater ketteten.
Einen Erfolg, das war ihm klar, konnte seine Wandlung zur Eigenverantwortung
nur dann haben, wenn er zuvor gewillt war, sich von ihm zu lösen. Doch
nicht wieder durch Flucht. Dieses Mal war er bereit LaCroix unter die Augen
zu treten !
Sein Entschluß stand fest, die Trennung würde endgültig sein.
La
Croix runzelte die Stirne und grinste triumphierend, als Nicholas ernst
aber entschlossen den Raum betrat. Nun, dachte er, kam die Stunde, auf die
er gewartet hatte !
Er ließ sich besonders viel Zeit seinen Vortrag im Sender abzuschließen,
um den Genuß zu verlängern den reuigen Sohn in Demut zu sehen.
Daß seine Freundschaft mit dem Menschenkind gescheitert war, wußte
er, doch Nicholas wirkte bei weitem nicht so niedergeschlagen, wie er erwartet
hatte. Konnte er sich in seiner Vermutung, was sie ihm bedeutete, derart
getäuscht haben ? Er hatte seiner Beteuerung an jenem Valentin's Abend
nie wirklich Glauben geschenkt, als er ihn dazu provozierte seine Liebe
zu ihr zu leugnen. Aber war das der Ausdruck eines Mannes, dessen Herz gebrochen
war?
Er fixierte den Schützling solange er den Satz zu Ende sprach. Seine
Blicke durchbohrten ihn förmlich, während er im Stillen seine
Haltung bewunderte.
"Ich bin gekommen, um Dir Adieu' zu sagen. Ich beabsichtige meine
Zelte in Kürze hier abzubrechen,
und ich möchte nicht, daß Du mir wieder folgst."
Nick's Blick wich dem seinen nicht aus.
Das war nicht die Ankündigung, die LaCroix sich vorgestellt hatte.
"Wer
sollte den Vater daran hindern, seinem Sohn den Schutz zu bieten,
den er bedarf?"
"Du hast recht ich habe ihn allzu bereitwillig akzeptiert." gestand
Nicholas.
Kein Widerspruch ? LaCroix sah sich gezwungen, die Taktik zu ändern.
"Dann
hast Du wohl nichts dagegen, wenn ich mich statt Deiner ein wenig Deiner
Frau Doktor
annehme", stichelte er.
"Laß sie in Ruhe!"
Nick's
Gelassenheit schwand, aber er bot seinem Gegner keine Angriffsfläche.
"Sie hat sich bisher für die Gemeinde immer als nützlich erwiesen!"
"Was macht Dich so sicher, daß ich mit Deinen Plänen für die Zukunft einverstanden bin"
der alte Vampir war auf dieses Selbstvertrauen nicht vorbereitet und trat für den Moment den Rückzug an.
"Ich fürchte, Du wirst ganz einfach nicht gefragt!"
entgegnete ihm sein Sohn mit Entschiedenheit.
"Und ich vermute, Du unterschätzt meine Stärke, meine Macht"
LaCroix versuchte die Situation durch Drohungen zu retten. Aber Nicholas sah ihn nur mitleidig an:
"
Welche Stärke? Was könntest Du schon ausrichten gegen jemanden,
dem Du gleichgültig bist?
Die einzige Macht die Du je haben kannst besteht über Menschen, denen
Deine Liebe wichtig ist.
Denn dann kannst Du sie damit vernichten, sie ihnen zu entziehen!"
"Ich könnte Dich töten, zum Beispiel ! "
LaCroix's
sonst so perfekt zur Schau getragene Überlegenheit begann sich in hilflose
Wut zu verwandeln.
Er war überrumpelt.
"Das hast Du bereits."
"Ich könnte . . . >sie<..... töten" erklang gedehnt.
"Zu welchem Ergebnis führte das schon"
Nick drehte
ihm den Rücken zu und ließ den verblüfften 'Senior'
allein.
Die erste Hürde war leichter zu überwinden gewesen, als er befürchtet hatte, nun galt es nur noch so schnell wie möglich Natalie aufzusuchen und sie davon zu überzeugen, daß er sich geändert hatte und sie zu bitten, daß sie ihm seine bisherige Unentschlossenheit verzieh.
Kaum war Natalie im Krankenhaus und Adriana hatte ihren Dienst allein im Leichenschauhaus übernommen, als sie mit Arbeit überhäuft wurde. Es schien ihr, als hätten alle Verbrecher von Toronto nur darauf gewartet, sie zu beschäftigen. Ihre ausgesprochen dringenden privaten Nachforschungen, mit denen sie sich zur Zeit befaßte, mußten vorerst einmal in den Hintergrund gestellt werden, was zweifellos ein bedeutendes Risiko für ihr Leben darstellte. Aber da sie weder einen der Kollegen oder gar Vorgesetzten davon in Kenntnis gesetzt hatte, und dies auch in keiner Weise beabsichtigte, durfte sie selbstverständlich nicht mit deren Rücksichtnahme rechnen.
Das
junge Mädchen beeilte sich die anfallenden Aufgaben schnell aber mit
größter Sorgfalt zu erledigen, um Zeit zu gewinnen. Doch zu allem
Überfluß wurde sie gegen Mitternacht von den beiden Detektiven
ins Raven gerufen.
Eine anonyme Anruferin hatte der Polizei mitgeteilt, daß sie in den
Sanitärräumen der Barbesitzerin ein antikes Stilett auffinden
würden. Es war ihr aufgefallen, weil das Gewicht des Dolches ein ordnungsgemäßes
Funktionieren der Toilettenspülung unmöglich machte , worauf sie
der Ursache auf den Grund gegangen war. Der Anruf konnte zu dem Nachtclub
zurückverfolgt werden. Das Stilett wurde bei der darauffolgenden Durchsuchung
zwar im Ankleideraum einer der Serviererinnen gefunden, sie selbst jedoch
blieb verschwunden.
Detective Knight, der offensichtlich nicht von Natalies Aufenthalt in der
Klinik unterrichtet zu sein schien, blickte sie überrascht und verwundert
an, als Adriana am Tatort erschien, kümmerte sich aber weiter intensiv
um seine Zeugenvernehmung. Thorben nahm seine Kollegin in Empfang um sie
mit Hintergrund-Informationen zu versorgen:
"Nick ist total panisch, es scheint ihn ordentlich mitzunehmen. Er ist kaum ansprechbar. Die Sache sieht nicht gut aus für seine Freundin Janette."
"Ist Captain Graham deshalb persönlich erschienen ?"
Adriana war verwundert, von >der Präsenz der höchsten Instanz<.
"Sie
will sicher gehen, daß ihr Mitarbeiter trotz seiner gefühlsmäßigen
Verstrickung seine Arbeit objektiv
angeht. Sie meint daß sich die Barbesitzerin einer lästigen Mitwisserin,
vielleicht sogar einer Erpresserin,
entledigt haben könnte."
"Gut, ich werde mich schleunigst darum kümmern ob, das Fundstück als Tatwaffe in Frage kommt. Irgend welche verdächtigen Spuren, die auf ein Verbrechen an der Serviererin hindeuten ?"
"
Zumindest konnten wir kein Blut entdecken, aber Captain Graham bemüht
sich noch um einen Durchsuchungsbefehl für das gesamte Gebäude.
Sie ist mehr als ärgerlich darüber,
daß Janette ihr den Zutritt strikt verweigert hat,
da Nick seine Bekannte allzu gut über ihre Rechte dahingehend aufgeklärt
hat."
Als die Vorgesetzte ihn durch ein Handzeichen zu sich rief, zog Thorben eine Grimasse um Adriana zu zeigen, daß revierinterner Ärger ins Haus stand.
"Detective
Kant sorgen sie dafür, daß Miss Ducharme aufs Revier gebracht
wird >und zwar in ganz offizieller Weise< und Sie, Knight, werden
sofort
von diesem Fall abgezogen, ihre Verbindung zu der Tatverdächtigen
ist zu offensichtlich !"
Die überpenible Kommissarin hielt nichts von einem Detektive, der zwar mit überdurchschnittlich hohen Aufklärungsquoten zu beeindrucken wußte, dessen Ermittlungsmethoden aber äußerst suspekt und nur selten nachvollziehbar waren. Das ging schon alleine aus den undurchsichtigen, ungenauen Dienstberichten hervor, die in ihren Augen selten einer exakten Überprüfung standzuhalten vermochten. Derartige Erfolge beruhten ihrer Erfahrung nach, in den meisten Fällen auf unlauteren Machenschaften und sie wollte ihre Abteilung auf alle Fälle auch nur schon von dem leisesten Anschein von Korruption freihalten. Ganz abgesehen davon gefiel ihr das Milieu überhaupt nicht, in dem ihr Detective privat zu verkehren schien.
"Ich leide unter Platzangst"
protestierte Janette und zog einen gekonnten Schmollmund. Sie war keineswegs gewillt sich gefesselt abführen zu lassen. Sie war noch nicht einmal sicher, ob sie gewillt sein sollte diese Farce hier überhaupt länger mitzumachen. Was gingen sie die Angelegenheiten von Nick's so hochgeschätzten Sterblichen an. Deren Gesetze waren nicht die ihren. Wozu den Anschein wahren.
" Ihr Freund scheut die Sonne, sie leiden an Platzangst, sie scheinen beide sehr anfällig für ausgefallene Phobien zu sein!"
dieser exzentrische Wunsch nach fortgesetzter Sonderbehandlung war von ihrer Vorgängerin Cohen ihrer Meinung nach viel zu lange toleriert und nachgegeben worden.
Kant stand etwas unschlüssig vor der Entscheidung ob er der Freundin seines Partners tatsächlich Handschellen anlegen sollte. Er blickte Nick fragend an.
"Ich erledige das" er wollte Janette in seinen Caddy bitten.
Die sonst so liebreizenden Gesichtszüge des weiblichen Vamps sprachen Bände und ihre Miene verfinsterte sich zusehens. Nick mußte eingreifen, bevor seine langjährige Gefährtin ihre Art von Lösung vorzog, der Bedrohung zu begegnen. Er wußte sie hatte ihre eigenen Methoden eine gefährliche Situation zu meistern. Er durfte sie keinesfalls mit den Sterblichen im Auto alleine lassen, wenn er wollte, daß seine Kollegen das Hauptquartier lebend erreichen sollten!
LaCroix, der die verzweifelten Überlegungen seines gestreßten Sohnes sichtlich genoß grinste unverhohlen über dessen Bestreben einen >humanen< Ausweg aus dem Dilemma zu finden.
Auch Graham beobachtete den Detektive, zog aber aus dessen Verhalten die falschen Schlüsse:
"Ich
hoffe doch, ich kann mich auf Ihre Loyalität noch verlassen. Trotzdem
wird Miss Ducharme sicherheitshalber meinen Begleitschutz erhalten! Sie
fahren inzwischen Miss Kling in die Forensik,
je eher sie uns Beweise erbringt,
die Ihre Freundin entlasten, desto besser für Sie beide ! "
Ihr
Ton war deutlich genug.
Nick sah seine Artgenossin flehend und hilflos an, doch er war sich nicht
sicher, ob sein Wunsch seinen Platz in der Welt der Sterblichen zu behalten
ihr tatsächlich wichtiger war, als ihr eigenes Bedürfnis sich
aus ihrem Unbill zu befreien