TEIL III  Kapitel 6

Solange Ihre Chefin nicht zur Arbeit kommen konnte und ein Ersatzteam ihr zur Hand ging, galt Adriana's hauptsächliches Interesse dem Computer ihres Kollegen Kant. Auffällig häufig fand Captain Graham die junge Dame an dessen Arbeitsplatz im Polizeihauptquartier vor. Doch da sie dafür ihre Freizeit und nicht ihre Dienstzeit verschwendete, hatte die Kommissarin nicht viel dagegen, ihr Anblick wurde mehr und mehr zur Gewohnheit.

Die Kommissarin beschäftigten weit wichtigere Probleme. Es machte sie ausgesprochen nervös, dass sowohl Detective Knight als auch Miss Ducharme noch immer mit Abwesenheit glänzten. Ihre Vorschrift wäre es gewesen, längst eine Fahndung nach ihnen auszugeben. Aber wann immer sie sich dazu durchringen wollte, diesbezüglich ihrer Pflicht nachzukommen, kam unwillkürlich wieder die Erinnerung an diese furchteinflößenden Augen in ihr hoch und eine innere Angst drängte sie dazu, dieses unangenehme Thema zu verdrängen und weit in den Hintergrund zu stellen. Die allseits für ihre konsequente Einhaltung der Dienstvorschriften gefürchtete Vorgesetzte, hoffte dieses Mal von Herzen, dass die Zeit diesen Fall ohne ihre Einflussnahme lösen möge.

Adriana dagegen war rundum zufrieden. Alles lief besser als sie in ihren kühnsten Träumen zu hoffen wagte. Von Graham unbehelligt, von Kant aus Dankbarkeit mit Wohlwollen bedacht, war durch Nick's Abwesenheit niemand zur Stelle, der ihr misstrauisch auf die Finger hätte sehen können. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Keiner verwehrte ihr nunmehr den Zugriff auf die polizei-internen Sicherheitszonen.

Aber noch einem Umstand hatte Kant es zu verdanken, dass er die Gesellschaft seiner attraktiven Kollegin so häufig genießen durfte: seine Dienstberichte.
Hatte Adriana bisher den Aufzeichnungen nur wenig persönliche Beachtung geschenkt, verfolgte sie nun vorrangig dies eine Ziel: zu ergründen, was Knight zu verbergen suchte, und - einmal die Spur aufgenommen, genügten ihr wenige rechnerische Nachprüfungen, um die Vermutung zur Gewissheit werden zu lassen.

"Respekt ! Noch ein wenig schneller, und er hätte die Schallmauer durchbrochen!"

bemerkte sie trocken, winkte aber beschwichtigend ab, als Kant verständnislos zu ihr herüberblickte. Thorben fragte nicht nach, es war ihm längst klar geworden, dass ihre Gedankengänge weit seinen geistigen Horizont überstiegen.

<Der Knabe scheint weit interessanter zu sein, als ich vermutet hätte>

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Entschlossen betrat Adriana das Raven. Sie wollte Gewissheit. Tapfer kämpfte sie sich durch die schummrige, schwach beleuchtete Bar, vorbei an Ketten die von der Decke baumelten bis hin zum Tresen. Sie brauchte sich nicht umzusehen, sie fühlte die forschenden Blicke der zahlreichen Gäste wie Nadelstiche auf ihrer Haut. Neugierde und Unbehagen gleichermaßen, trieben ihr Blut schneller durch die Adern und beschleunigten ihren Puls. Aber es war ja gerade die Gefahr, die Faszination des Verbotenen, das für sie den Reiz dieses Abenteuers ausmachte.

Obwohl sie darauf vorbereitet war, lief ihr ein kalter Schauer den Rücken hinab, als Janette sie plötzlich ansprach:

"Nun meine Kleine",

sie sah das Mädchen prüfend an,

"willst Du versuchen uns ganz nahe zu sein ?"

Nahe, zu nahe streiften Janettes blutrote Lippen bei diesen Worten an Adriana's Nacken vorbei. Sie glich einer Katzte, die ihre Beute umschmeichelt bevor sie zum tödlichen Biß ansetzt.

Das Mädchen spürte instinktiv die Gefahr die von der Blutsaugerin ausging. Sie fasste sich unwillkürlich an die Kehle, wie um sich zu überzeugen, dass sie noch unverletzt war.
In Gedanken suchte sie hektisch nach einem plausiblen Grund, der ihr Erscheinen hier an diesem zweifelhaften Ort rechtfertigen konnte und gleichzeitig ihre Sicherheit garantierte. Einen Verdacht zu hegen und ihm in Gedanken nachzugehen, war deutlich einfacher, als den Tatsachen real ins Auge zu sehen.

"Ich wollte mich davon überzeugen, dass es ihren Gesichtsverletzungen wieder besser geht und Sie
warnen,dass Graham einen Haftbefehl heraus gibt, wenn Sie und Nick nicht schnellstens auf dem Revier erscheinen."

"Bien, bien, ma petite"

Janette sog genüsslich den Zigarettenrauch anstelle des verführerischen Odeurs von Adriana's Angstschweiß ein.:

"Es war nicht nötig, mich daran zu erinnern, dass ich Dir meine Rettung zu verdanken habe. Mir gefällt Dein
Mut, auch wenn Du Dich für Dinge zu interessieren scheinst, die gar nicht besonders gut für Dich sind. Zu viel zu
wissen kann manchmal tödlich sein."

Wieder schloß sie gefährlich dicht zu der ungebetenen Besucherin auf.

"Ich denke, kleine Mädchen sollten um diese Zeit besser zu hause sein."


Als Nick Adriana durch einen Türspalt im Raven erspähte überstürzten sich seine Gedanken. Seine wohltuende Ruhe, in die ihn der Genuss von LC kostbaren Reserven während der vergangenen Nächte zu versetzen verstand, schwand augenblicklich. Ihr Anblick holte ihn abrupt in die Realität zurück. Was suchte das Mädchen an diesem Ort ?

Der Mord und das Messer fiel dem Detective wieder ein. Er hatte den kostbaren Dolch sofort erkannt. Er gehörte zu einem der Erinnerungsstücke, die Janette immer mit sich führte, seit der Mogulen-Kaiser von Agra ihn ihr als Dank für einen Gefallen der besonderen Art als Andenken vermachte. Nick wusste, wie stolz Janette noch immer darauf war, dass das berühmte Taj Mahal, das Dschahan Schah für seine geliebte Gattin angeblich als Grabmal baute, in seinen vor Licht geschützten Kammern bis heute ein Geheimnis barg.

Hatte Natalie die Ergebnisse ausgewertet ? Schickte sie nun schon ihre Assistentin , um nach ihm zu suchen ? Offiziell dienstlich konnte ihr Erscheinen nicht sein, sonst hätte zumindest Kant sie begleitet. Was also war der Grund, warum sie gekommen, war?

Das Polizeirevier ! Niemand dort hatte seine Verletzung bemerkt. Nicht einmal Nat. War das der Grund, warum sie nicht zu ihm gekommen war ?

Es traf ihn wie ein Schlag, dass er nicht einmal wusste, wie viel Zeit für seine Genesung vergangen war. Er musste zurück, doch wie sollte er Graham und Kant sein Verschwinden erklären. Das brennende Auto - ein weiteres Fehlverhalten, das es aufzuklären galt ! Sie würden mit Vorwürfen nicht sparen, daß er nichts unternommen hatte, sie aus dem Feuer zu befreien. Seine Argumente mussten stichhaltig sein.

Doch all das war nichts gegen die Schwierigkeiten die ihm seine Artgenossin bei einer Arretierung bereiten würde!

Er spürte, dass die Schlinge um seinen Hals sich immer enger zog.

"Ich hätte Janette die Lösung des Problems überlassen sollen!"

Nick erschrak wie einfach ihm dieser Gedanke in den Sinn gekommen war. Und er bedauerte ihn kaum. Schnell verbannte er seine Boshaftigkeit in die entfernteste Nische seiner schwarzen Seele zurück. Er kannte dieses Zeichen noch all zu gut aus längst überwunden geglaubten Zeiten. Das Blut war nicht ohne Wirkung geblieben. Die Mächte der Finsternis hatten ihre Arme erneut nach ihm ausgestreckt.

Fast schien es ihm, als hätte er zusammen mit Natalies Sympathie auch sein glückliches Schicksal verloren. Alles schien sich gegen ihn zu wenden.
T

"TEIL III  Kapitel 7"

 

Dr. Lambert war eine ungeduldige Patientin. Unruhig zappelte sie mit den Armen, was jedes mal einen kurzen, heftigen Schmerz zur Folge hatte, dort, wo die Infusionsnadel mit ihrem Arm verbunden war.
Mehrfach schon hatte die Stationsschwester sie um mehr Geduld gebeten, aber wie sollte sie hier so isoliert und fernab des Geschehens , Gelassenheit finden, wo sich auf dem Revier die Ereignisse derart überschlugen. Es machte sie reizbar, dass sie durch ihre Krankheit hilflos ans Bett gefesselt war.

Sie seufzte ergeben, doch wann immer sie auch nur von weitem das Geräusch von nahenden Schritten hörte, wanderten ihre Augen sofort erwartungsvoll zur Türe. Noch immer hatte sie die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Knight sie in der Klinik besuchen käme.

Aber als die Tage ergebnislos vergingen, war aus den Zweifeln Gewissheit geworden: Nick interessierte sich nicht mehr für sie.

Als sich die Türe endlich öffnete, war es Thorben, der Nat sofort nach seiner ärztlich verordneten Bettruhe besuchen kam.

Er kümmerte sich rührend um sie. Liebevoll versuchte er seiner niedergeschlagenen Freundin jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Doch seine Anwesenheit vergrößerte nur noch ihr Leid. Sein Anblick und seine Fürsorglichkeit zerrissen ihr schier das Herz. Er war nicht derjenige, mit dem sie sich sehnsüchtig wünschte, zusammen zu sein.
Sie hätte es ihm sagen, ihm erklären müssen, dass ihr Kummer aus dem Herzen kam, aber es ging über ihre Kraft. Stattdessen füllten sich ihre Augen mit Tränen aus Scham über ihre Unehrlichkeit.

Und jedes mal nahm Thorben dann besorgt ihre Hand um sie über ihre vermeintlichen Schmerzen hinwegzutrösten und sie erlaubte ihm ihre Wangen zu streicheln und Tränen zu trocknen, die sie für einen anderen vergoß.

Natalie wusste, dass es nicht richtig war, was sie tat. Sie fühlte sich miserabel und unendlich schlecht.

 

Doch auch diese endlos scheinenden Wochen vergingen und als Natalie nach 14 Tagen von der Klinik nach Hause fuhr, tat sie es in der Gewissheit, dass Dr. Hollert die mit Krebs befallenen Teile Ihrer Gebärmutter restlos beseitigt hatte, ohne dabei die gesunden rechtsseitigen Eierstöcke geschädigt zu haben. Das Risiko eines Befalls dieser verbliebenen Zellen jedoch blieb. Sie musste sich einer ständigen Kontrolle unterziehen.

 

Nick trat am Abend des selben Tages wieder seinen Dienst an. Er hatte sich auf ein aufwendiges Disziplinarverfahren eingestellt, als er in das Zimmer seiner Vorgesetzten beordert wurde. Doch auf Captain Graham's Mine zeigte sich eher ein Ausdruck von Erleichterung. Überhaupt schien es mit dem Gesundheitszustand der Polizeiinspektorin nicht gerade zum Besten zu stehen. Tiefe dunkle Schatten unter ihren Augen zeugten von durchwachten Nächten, in denen sie von sich bedrohlich steigernden Alpträumen geplagt wurde, sobald sich ihre Gedanken mit Miss Ducharme beschäftigten. Sie wagte es dann kaum noch die Augen zu schließen, was selbstverständlich am Tage zu erheblichen Konzentrationsmängeln führte.

Sie kam ihrem Detective mit einem ausgefüllten Urlabschein entgegen, ohne ein weiteres Wort wegen der versäumten Arbeitszeit zu verlieren.

"Ich denke sie haben vergessen ihre Unterschrift darauf zu setzen. - Und Knight, - ich verlasse mich darauf, daß
mir in Bezug auf die Polizeiakte >Ducharme< baldmöglichst akzeptable Ergebnisse vorgelegt werden!"

Graham war heilfroh, diesen Teil der Verantwortung an ihren Mitarbeiter abtreten zu können. Sollte sich Knight ruhig diesen furchteinflößenden Augen aussetzen. Involviert oder nicht, er war freiwillig wieder zur Arbeit erschienen , und da sie seine Freundin war, wusste er zweifellos, wo diese sich aufhielt. Indirekt also stand sie sozusagen bereits unter >Polizeibeobachtung<. Alles war ihr im Moment lieber als die Dienstaufsicht auf diesen Fall aufmerksam zu machen. Selbstverständlich würde es diesen psychologisch bestens geschulten Beamten dann auch nicht verborgen bleiben, dass die Leiterin der Mordkommission diesem Fall in keinster Weise mehr gewachsen war.

Detektive Knight konnte diesen Teil der sich vor ihm auftürmenden Probleme also vorerst einmal getrost zu den Akten legen. Was allerdings blieb, war eine Unterredung mit Natalie. Sie musste er von seiner >Ernährungsumstellung< in Kenntnis setzten, so schwer es ihm fiel, dies zuzugeben. Trotzdem beschloß er, es nicht hinauszuzögern. Er sehnte sich so sehr nach Nat. Sie würde Verständnis aufbringen. Er hatte schon zu lange auf ihre liebevolle Führsorge verzichten müssen.


Als Nick die Leichenhalle durchquerte, um die Sezierhalle zu erreichen, spitzte er unwillkürlich seine Ohren. Hier in diesem dunklen kühlen Raum trafen die Schallwellen besonders ungestört auf seine Sensoren.

"Ich bin so glücklich, dass Du wieder bei mir sein kannst "

Es war eindeutig Kants Stimme, die er sofort erkannte. Ein kurzer Blick in die Halle, und was er sah reichte Nick aus, um zu verstehen:

Hier würde er nur stören. Seine Nat eng umschlungen alleine mit Kant!

Deshalb also hatte Natalie seine wochenlange Abwesenheit gar nicht zur Kenntnis genommen. Zutiefst enttäuscht fuhr er zurück aufs Präsidium.

 

Natalie Lambert freute sich über den hübsch geschmückten Raum, als sie ihre Arbeitstätte nach der langen Abwesenheit wieder betrat. Ein großer Blumenstrauß mit bunten Sommerblumen machte es schier unmöglich den Schreibtisch zu benutzen. Derart gut gelaunt und dankbar, liess sie es sich gerne gefallen, dass Thorben sie zur Begrüßung stürmisch in die Arme nahm und fest an sich drückte.
Adriana hatte zur Feier des Tages einen Kuchen gebacken, ganz ohne "Chemie" wie sie Nat lachend belehrte, aber sie hatte im Auto, das sie heute ausnahmsweise wegen der schweren Last ihren Rollschuhen vorzog, das Messer zum Anschneiden der Torte vergessen. Und da niemand der Anwesenden verständlicher Weise auf Nat's >freundliches< Angebot eingehen wollte, das Sezierbesteck zu verwenden, musste sie also noch einmal hinaus.

Es war ein gelungener Empfang. Nur eines stimmte sie traurig. - Nick kam nicht, um sie zu begrüßen.

 

"TEIL III  Kapitel 8"

 

Adriana pfiff plötzlich und unvermittelt durch die Zähne: "Bingo !

"Nat, Du hast unsere Wette gewonnen . Ich habe das Rätsel gelöst !"

sie deutete Triumphierend auf ihren Monitor. Natalie ließ ihr Diktiergerät sinken und eilte zu der aufgeregten Mitarbeiterin. Was sie sah war nichts weiter, als eine Aufstellung von nichtssagenden Namen mit Codeadressen und Aussagekürzel, die sich lasen, wie ein Warenhausprospekt.

"Was ist das ?" Nat wußte nichts damit anzufangen.

"Was Du hier siehst, ist das Verzeichnis aller Samenspender, die in unserem Staat zur Verfügung stehen - und deren weiblicher Empfänger."

erklärte die Assistentin feierlich !

"Willst Du mir erzählen, dass man diese Daten so einfach abrufen kann ?"

"Nicht legal natürlich, es entspricht nicht ganz Deinen Rechtsvorstellungen fürchte ich, aber ein Polizeicomputer bietet phantastische Möglichkeiten..."

Ariana dehnte die letzte Äußerung in die Länge um darauf hinzuweisen, dass sie nicht gewillt war sich weiter in die Karten blicken zu lassen.

"Schon gut, schon gut, ich will es garnicht so genau wissen. Aber was willst Du damit beweisen ?"

Nat verstand nicht, worauf sie hinauswollte.

"Das Baby, Doc, das Baby von unserem >Selbstmordopfer< ! Es ist durch eine künstliche Befruchtung entstanden! Wir werden uns die Suche nach einem Geliebten sparen können."

"Und die weitere Suche nach dem Mörder ebenfalls."

Natalie begriff, dass nun nur noch der Ehemann in Frage kam. Sie wählte das Hauptquartier an.

"Wie willst Du die illegale Information vertuschen ?"

"Das Krankenhaus und der Arzt, der die Invitra-Fertilisation durchgeführt haben sind hier verzeichnet.
Sie werden der Polizei bei einer Anfrage in einem Mordfall die Auskunft nicht verweigern. Die Detektives
müssen ja nicht sagen, dass sie es bereits wissen"

"Du bist ganz schön gerissen! Wie bist Du überhaupt darauf gekommen ?"

"Ich habe den Spenderkatalog >in eigener Sache< durchgeblättert und da ist mir so ein Gedanke gekommen"

"Du interessierst Dich für Samenspender ?"

Nat war entsetzt.

"Warum nicht?"

"Du bist doch noch so jung, und so wie Du aussiehst...Willst Du nicht warten, bis der Richtige für Dich kommt ?"

"O, Nat, Du hörst Dich an, wie meine Großmutter ! Was hindert mich daran >mit Kind< auf meinen
Traummann zu warten? Du vergisst, ich komme aus einer Familie von Wissenschaftlern.
Mein Vater z.B. befasst
sich mit der Umkehrung des Alterungsprozesses dieser bedauerlichen Geschöpfe, die schon als Kinder vergreisen.
Er arbeitet erfolgreich daran,
das Leben der Menschen um mindestens das Doppelte zu verlängern. Ich habe schon als Kleinkind gelernt,
dass praktisch nichts mehr unmöglich ist. Der Punkt ist nur, sich über die herrschenden Moralvorstellungen hinwegzusetzen.Was hat Dir Deine altertümliche Anschauung eingebracht ?
Du wünscht Dir doch auch Kinder und wenn Du nicht auf Deinen sog. Richtigen gewartet hättest, wärst Du nun um
eine Menge Probleme ärmer, denke ich !"

"Aber es ist doch nicht nur alles deshalb gerechtfertigt, nur weil es machbar ist !"

Nat wehrte sich wehement gegen die leichtlebigen Ansichten der Jüngeren.

 

Nachdem Dr. Lindt die erfolgreiche künstliche Befruchtung von Mrs Kettler bestätigt hatte, war es für die Detektives Knight und Kant ein Leichtes, einen Haftbefehl für den Ehemann zu erwirken.

Natalie und Ariana, stolz auf ihre geleistete Dedektivarbeit, hatten es sich nicht nehmen lassen dem anschließenden Verhör beizuwohnen. Aber es verlief anders, als sie es erwartet hatten. Erschüttert mußten sie erkennen, welche Tragik das Schicksal manchmal bereithielt.
Vor ihnen saß nicht ein eiskalter Killer, dem sie seine Verurteilung gönnten, sondern ein gebrochener Mann, der sich durch seine Eifersucht selbst eine Strafe zugefügt hatte, die schlimmer war, als alle Gerichte der Welt ihm hätten auferlegen koennen.
Denn als er von Thorben erfuhr, dass seine Frau eine künstliche Befruchtung unternommen hatte, sah er sich der schrecklichen Tatsache gegenueber, dass ihn seine Frau nicht hintergangen hatte, sondern mit der Erfüllung seines eigenen Kinderwunsches überraschen wollte. Doch dass sie ihn nicht in ihr Geheimnis eingeweit hatte, kostete ihr das Leben. Er hatte sie, blind vor Schmerz und Mißtrauen getötet, als er ahnungslos von der Assistentin des Frauenarztes gebeten wurde, wegen ihrer Schwangerschaft einen Untersuchungstermin an seine Frau weiter zu vermitteln.

Beide Frauen schauderte. Der Triumpf den sie noch eben wegen ihres Erfolges verspürt hatten, war einem schalen Geschmack gewichen. Sie fühlten sich nicht mehr als Sieger.
Kant, der die Kolleginnen zu einer Tasse Kaffee begleiten wollte um sie wieder aufzumuntern, bat Nick den Rest alleine zu übernehmen. Der Blick der ihn dabei traf störte ihn nicht wirklich. Er wusste nicht, daß dieser ihn tatsächlich hätte töten können.


TEIL III  Kapitel 9  >>

 

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