Herausforderungen III

 

Dr. Naughty flüsterte seiner Assistentin etwas zu, dann sagte er zu den Männern
am Tisch: "Da ich meine Hand ein wenig mit im Spiel habe, bei dieser kleinen
Verlobung, erlauben Sie mir bitte, Ihnen behilflich zu sein. Begleiten Sie Krista
hinter die Bühne um angemessene Garderobe für den Abend zu finden!"

Das Mädchen nahm Jim bei der Hand und führte den etwas Widerwilligen von
seiner zukünftigen Braut fort.

Blair schlürfte seinen soeben neu aufgefüllten Drink und stierte Rafe und Brown
forschend an: "Zufrieden? War es das, was ihr haben wolltet, Jungs?"

"Oh, einfach Super, Sandburg! Könnte gar nicht besser sein!" lachte Brown.
"Ich hätte niemals gedacht, daß ich *solchen* Spaß in Las Vegas haben würde.
Das ist noch besser als die Roulett - tische oder Spielautomaten!"

Rafe stimmte ihm aus ganzem Herzen bei: "Darauf kannst Du wetten, Blair! Du
meine Güte... das werdet ihr beide nie mehr jemals ungeschehen machen können!"

"Genau das fürchte ich auch" murmelte Blair in sein Glas.

Einige Zeit später kam Jim zum Tisch zurück. Er trug einen von Dr. Naughty's
Reserve - Smokings. Weil der Hypnotiseur aber um einiges kleiner war als
Ellison, kamen an den Knöcheln Jim's unvermeidliche, weiße Socken zum
Vorschein und die Ärmel zogen sich unbequem nach oben.

"Ich glaube keiner von uns kann noch fahren", stellte Brown sachkundig fest.
Gemeinsam mußten Jim und er Sandburg auf die Beine helfen. Mit dem
torkelnden Menschenkundler in der Mitte gingen sie zur Türe.

"Ich ruf uns ein Taxi" erbot sich Rafe und hielt die Türe so weit auf, daß die
beiden anderen Detektive den betrunkenen Sandburg nach draußen bringen
konnten. Dann eilte er zum Gehsteig und bestellte ein Taxi, bis die anderen es
bis zum Bürgersteig geschafft hatten.

Blair fiel nahezu in das Taxi hinein, ihm folgte ein *bezauberter* Ellison.
"Rück rüber, Blair, Liebster", säuselte er und schlüpfte neben den völlig
besoffenen Burschen. Rave stieg ebenfalls hinten ein, während Brown vorne
neben dem Chauffeur Platz nahm.

"Wohin, soll es gehen?" fragte der Taxifahrer.

"Wir suchen eine Hochzeitskapelle in der man heiraten kann, ohne den
lästigen Papierkram und wo man nicht so viele Fragen beantworten muß"
erklärte ihm Rafe. "Gibt's hier so was ?"

"Oh natürlich. Kein Problem. Laßt mich nur machen!" versicherte ihnen der
Fahrer und ordnete sich in den Verkehr ein. Dabei nahm er einfach einem
schicken schwarzen F-150 Truck neueren Baujahrs die Vorfahrt, in dem
mehrere ausgelassen kichernde Frauen saßen, die geradewegs aus einer
Männer - Strip - Show kamen.

Er fuhr den Las Vegas Bouleward in südlicher Richtung bis er den nicht so
vornehmen Teil der Stadt erreicht hatte. Die Casinomeile hatte aufgehört und
es gab hier nur noch Striptease - Lokale und Hochzeitskapellen. Schließlich
bog er in einen Parkplatz vor einer kleinen Kapelle ein und würgte den Motor
ab. "Die ist genau richtig für solche Kerle wie Euch" grinste der
Taxifahrer: "Meine herzlichsten Glückwünsche zur Hochzeit, Honigkeks!"
Er warf Blair einen solch lüsternen Blick zu, daß dieser sich trotz des
Zustandes in dem er sich befand, beherrschen mußte, ihm nicht die Nase
einzuschlagen.

Brown bezahlte den Chauffeur und sie stiegen aus. Blair schwankte ein wenig,
deshalb nahmen Jim und Rafe ihn in die Mitte, als sie in die Kapelle eintraten.

"Willkommen in meiner kleinen >Chapel of the Bells<" begrüßte sie der
Besitzer, als sie eintraten. "Womit kann ich Ihnen an diesem herrlichen Abend
behilflich sein?"

"Die Beiden hier möchten gerne heiraten", Brown deutete auf Jim und den
beschwipsten Blair.

"Sehr schön, dafür sind wir ja da, selbstverständlich! Haben Sie eine Lizenz
dabei, die Geburtsurkunde...die ganzen notwendigen Papiere?"

"Em...nein" zögerte Rafe: "Man hat uns gesagt, daß meine Freunde in dieser
Kapelle heiraten könnten und wir den fälligen Papierkram später erledigen
könnten?"

"Aha, ich verstehe schon" grinste der Mann: "Haben wir uns in Schwierigkeiten
gebracht, hm? Nun, das macht nichts, kommen Sie mit!" Er führte die kleine
Gruppe in eine winzige Kapelle, die über und über mit Blumen und Tüll
geschmückt war. "Füllen sie lediglich diese Zeilen aus" sagte er, von der Kanzel
herab: "Wie ist der Name der Braut?"

"Blair Sandburg" antwortete Rafe.

"Und der des Bräutigams?"

"James Ellison" fiel Brown ein.

"Sehr gut. Und Sie beide werden die Trauzeugen machen, vermute ich?" Ohne
die Antwort abzuwarten fuhr er fort: "Also fangen wir an. Blair, Sie stehen hier",
erklärte er und zog die Braut auf die rechte Seite. "Und Sie gehören hierhin".
Er plazierte den Bräutigam zu seiner Linken.

Bevor die Zeremonie begann, erschien noch die Sekretärin der Kapelle,
bewaffnet mit einer Sofortbild - Camera, und schoß einige Fotos von dem
glücklichen Paar. Sie gab Rafe die Bilder, er sollte sie solange festhalten, bis
sie entwickelt waren. Der gewitzte Detective steckte die Beweise in seine
Jackentasche und schenkte danach der Hochzeitszeremonie, die gerade
begann, seine volle Aufmerksamkeit.

"Meine Lieben, wir sind heute hier vor Gott und diesen Zeugen zusammen
gekommen, um diesen Mann und diese Frau . . ." An dieser Stelle mußte Rafe
ein Schnauben unterdrücken und Brown verbarg sein Grinsen hinter seiner Hand.
Ellison und Sandburg dagegen schienen es nicht einmal zu bemerken . . . ein
jeder aus seinen persönlichen Gründen. ". . . in heiligem Ehestand zu
verbinden.
Bist Du, James Ellison, bereit, Blair Sandburg zu Deiner rechtmäßig angetrauten
Frau zu nehmen, sie zu lieben und zu behüten, in Gesundheit und Krankheit, in
Wohlstand und Armut, in Guten wie in schlechten Zeiten , bis daß der Tod Euch
scheidet?"

Jim schaute verträumt auf die Erscheinung, die neben ihm stand und antwortete
entschlossen: "Ja !"

"Und wirst Du, Blair Sandburg, James Ellison als Deinen rechtmäßig angetrauten
Ehemann anerkennen, ihn achten und . . ."

"Ich tu es . . . ja ich *werde* es tun, okay? Können wir nun weitermachen? Mir ist
entsetzlich schlecht!" Blair sah in der Tat etwas grün aus.

Der leicht verwirrte Beamte stockte ein wenig, machte aber weiter: " Gut, in
Ordnung, haben Sie Eheringe, die sie tauschen können?" Jim schüttelte den
Kopf, aber er legte Blair's Hände beide in die seinen und hielt sie fest als wären
sie das Kostbarste, das es auf der Welt für ihn gab. "In dem Fall erkläre ich sie
nun für Mann und Frau." Er wandte sich lächelnd an Jim: "Sie dürfen die Braut
jetzt küssen."

In dem Moment jedoch, als Jim sich vorbeugte, um seinen Kuß einzufordern,
erbrach sich Blair auf seine Schuhe.

Noch eine ganze Weile lang würgte Blair, nachdem er seinen Mageninhalt
entleert hatte. Er schwankte unsicher bis Brown ihn um die Hüfte packte und
festhielt. Die zwei Detektive führten den Unpäßlichen zu einer gepolsterten Bank
und setzen ihn darauf. Besorgt legte Jim seiner *Braut* den Arm um die Schultern
und redete ihr mitfühlend und zärtlich gut zu.
Unterdessen unterzeichneten Rafe und Brown die Papiere und Rafe bezahlte die
Gebühr. Sie dankten dem Kapellenbesitzer, dessen Namen sie tatsächlich nie
erfuhren und hielten ein anderes Taxi an, um das glückliche Paar ins Hotel zurück
zu bringen.


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Den Arm um Blairs Taille gelegt, geleitete Jim seinen betrunkenen Führer den
Gang entlang zu ihrem Zimmer.

"Mir ist wieder schlecht, Jim" meldete sich eine schwache Stimme neben ihm.

"Reiß Dich zusammen, Blair. Wir sind fast da, nur noch ein paar Türen. Du
schaffst das."

"Nein, Jim, ich kann nicht ". Mit dieser einfachen Feststellung fiel Blair vorn über
und erbrach sich mitten in der Halle.

Entschlossen so schnell wie nur eben möglich zu ihrem Zimmer zurück zu
kommen, zog Jim seinen Partner wieder auf die Beine. Da der noch immer in
diese verwünschten Plateau Schuhe geschnallt war, stolperte er, verstauchte
sich den Knöchel und sackte in sich zusammen. "Shit!" war das Einzige was
man ihn schwer atmend fluchen hörte.

"Mein armes Baby", murmelte Jim sanft als er sich bückte um seine Braut
aufzuheben. Als er Blair in die Arme nahm, rümpfte er wegen dem üblen Geruch
die Nase. Er trug seine hilflose Braut den Flur entlang und über die Schwelle bis
ins Zimmer.

Jim deponierte seine Last auf einem der beiden Stühle, während er zum Bett
ging und die Bettdecke zur Seite zog. Als er sich wieder zu Blair umdrehte merkte
er, daß sein betrunkener Partner kaum noch wach war und daher nicht mehr fähig
sein würde, sich selber >bettfertig< zu machen. Mitleidig kniete er sich vor den
jungen Mann hin und schnallte ihm die Alptraum -schuhe ab. Dann stellte er sie
sicherheitshalber aus dem Weg und stellte Sandburg auf die Füße.

Blair stützte sich schwer auf seinen Freund. Wegen seines verletzen Knöchels
war er unfähig sein eigenes Gewicht zu tragen. "Danke, Mann" murmelte er.

Jim schaffte die schlaffe Last zum Bett hinüber. Er öffnete den Reißverschluß am
Rücken des Kleides und zog an dem engen Gewand, nachdem er zu dem Schluß
gekommen war, daß es leichter sein würde Blair daraus heraus zu pellen, indem
er es ihm über den Kopf streifte. Als der junge Mann endlich befreit war, warf er es
über den nächsten Stuhl.

Er schaute auf seinen Partner hinab. Blair lag vollständig nackt auf seinem Bett,
abgesehen von einem winzigen Hüfthalter und den Seidenstümpfen. Jim zog
eine Grimasse bei dessen Anblick. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sehr er
die ganze Nacht darunter leiden mußte. Und das alles nur für einen dummen
Scherz. Blair's Augen waren fast geschlossen und es war auch ohne
sentinel Sinne zu besitzen offensichtlich, daß der Bursche sturz betrunken und
nur halb bei Bewußtsein war.

Blair stank nach Kotze, ebenso wie Jim's Schuhe. Er mußte sich zwingen, seine
Geruchssinne fast vollständig auszuschalten bevor er weitermachen konnte. Er
ging ins Badezimmer und holte einen warmen Waschlappen mit Seife um den
Gestank von seiner neuen Braut abzuwaschen. Als das geschafft war, überlegte
er, wie er seinen Freund aus dem Hüftgürtel befreien konnte.

Als er in Sandburgs Koffer kramte, fand er ein sauberes T-Shirt, das er ihm
überzog, bevor er beim Anblick des einengenden Kleidungsstückes erneut
beschloß, sein möglichstes zu versuchen.

Zuerst mußten diese Strümpfe weg. Jim mühte sich mit den kleinen Klipsen ab,
die die Stümpfe mit dem Gürtel verbanden. Seine normalerweise geschickten
und gefühlvollen Finger erwiesen sich als zwei Nummern zu groß dafür. Er
versuchte zu ziehen, er zerrte, er versuchte zu drücken. Anscheinend war das
die richtige Bewegung, denn die Klammer öffnete sich und gab den Stumpf frei.
Einer war geschafft, aber es blieben noch weitere drei. Jim stöhnte, als er zum
nächsten wechselte.

Nachdem er die Vorderseite fertig hatte, rollte er Blair herum, um die Rückseite
der Strümpfe abzuknöpfen. Letztendlich von den Strapsen befreit, lösten sich die
seidenen Schläuche von Sandburg wie bei einer Schlange, die sich häutet.

Nun mußte er sich nur noch für den Hüftgürtel etwas einfallen lassen. Er rollte
Blair wieder auf den Rücken zurück und musterte seinen fast bewußtlosen Führer.
Er bemühte sich zwei Finger zwischen das enge Kleidungsstück und die nackte
Haut zu bekommen. Das war nicht so einfach. Er versuchte es mit zerren und
herunter rollen, aber das hartnäckige Elastikband war wie eine zweite Haut
geworden. Der leichte Schweiß, der Sandburgs Körper bedeckte, war auch nicht
gerade hilfreich hierbei.

Er sah sich im Raum nach etwas um, womit er das Ding zerschneiden konnte.
Während er in den verbliebenen leeren Stuhl sank, überdachte er seine schwierige
Lage. Plötzlich durchdrang eine Idee den Alkoholnebel. Er suchte nach Sandburgs
Anziehsachen und bemerkte schließlich, daß sie noch unten in der Garderobe der
Bar sein mußten.

Er nahm das Telefon und sprach kurz mit Angelina. Gleich darauf wurden die
Kleider ins Zimmer gebracht.

Beim Durchsuchen von Blair's Hosentaschen fand er endlich, wonach er gesucht
hatte . . . das Geschenk der jüdischen Bar Mitzvah Zeremonie - ein Schweizer
Taschenmesser. Mit einem boshaften Grinsen ließ er die größte Klinge
aufschnappen und näherte sich dem Bett und seinem einsamen Insassen.

Da er nicht die wertvollsten Körperteile des Jungen beschädigen wollte, drehte
Jim seinen arglosen Partner wieder auf den Bauch. Einen Augenblick lang fesselte
ihn das ansehnliche Hinterteil das sich ihm darbot. Nachdem er Sandburgs Beine
soweit wie es das beengende Kleidungsstück zuließ, gespreizt hatte, schob Jim
die Klinge unter den elastischen Stoff und begann langsam und vorsichtig
aufzuschneiden, wobei er den Strapsgürtel so weit wie möglich dehnte. Die Spalte
im Po benützte er dabei als Führung.

Als er endlich durchgeschnitten hatte, traf das elastische Band beim
Zurückschnappen sein Handgelenk, sodaß ihm das Messer aufs Bett fiel. Blair
holte tief Luft, so tief, als ob er die ganze Nacht hindurch nicht ein einziges Mal
vernünftig hatte einatmen können, was zweifellos der Fall war. Jim nahm das
Messer an sich, bevor Blair hinüber rollen und sich verletzen konnte, klappte die
Klinge ein und legte es auf den Nachttisch.

Er zog Blair erneut auf die Beine. Die Arme um Blair's Hüfte gelegt bugsierte er
ihn ins Badezimmer zur Toillette. "Pinkeln, Sandburg!" befahl er.

"Sandburg-Ellison heißt das!" bekam er lallend zur Antwort, als der
Hochschulabsolvent sich von der gesamten Flüssigkeit erleichterte, die er am
Abend genossen hatte.

Es kam Jim so vor, als dauerte es annähernd fünf Minuten, bis Blair fertig war
und er den halbwegs weggetretenen Burschen zu Bett bringen konnte. Er warf
die Bettdecke zurück, legte ihn ins Bett und deckte ihn sorgfältig zu.

Dann nahm er Kurs auf die andere Seite des Bettes und setzte sich erschöpft
darauf. Er fing an den geborgten, viel zu kleinen Anzug herunter zu zerren und
warf ihn auf den Stuhl, auf dem schon Blair's Kleid lag. Ausgezogen bis auf seine
Boxershorts, schlüpfte Jim in das überbreite Bett und zog die Bettdecke bis zum
Kinn hoch. Er registrierte gar nicht, oder zumindest machte es ihm nichts aus,
daß er sich mit seiner neuen "Braut" ins gleiche Bett gelegt hatte.

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Die späte Morgensonne lugte durch einen Spalt der geschlossenen Vorhänge.
Jim erwachte langsam mit einem Gefühl von Benommenheit gemischt mit einer
ziemlichen Katerstimmung. Er versuchte sich umzudrehen, doch er bemerkte,
daß er von dem Gewicht eines Armes und eines Beines festgehalten wurde, die
nicht zu ihm gehörten.

"Sandburg?"

"Morgen Jim" war die gedämpfte Antwort.

"Huch?" Scheinbar hatte der Alkoholkonsum der vergangenen Nacht Einfluß auf
die verstärkt ausgeprägten Sinne des Sentinel.

"Ich sagte 'Guten morgen, Jim" wiederholte Blair, machte sich von dem Mann
los und zog sich auf die andere Seite des Bettes zurück, um seinen
schmerzenden Kopf zu schonen.

"Was zum Teufel. . . !?" Er erwachte in dem Moment aus seinem Trancezustand,
als die Hypnose gebrochen wurde. Jim schwang seine Beine über die Bettkante
und stand auf. ". . . machst Du in *meinem* Bett ?" schrie er den Anthropologen
an.

Blair kauerte in der am weitesten entfernten Ecke des Bettes und schützte
seinen Kopf mit den Armen. Er versuchte sich vor dem Zorn von Ellison in
Sicherheit zu bringen. "Brüll nicht so", bat er und stöhnte "es tut mir weh hör auf!"
Völlig zusammengekauert begann Blair leicht hin und her zu schaukeln.

Die Erinnerung an die vergangene Nacht kam langsam zu dem Sentinel zurück,
als er vor seinem unglücklichen Führer stand und auf ihn herabblickte. Noch nicht
völlig klar im Kopf von seinem Kater, war Jim sich nicht ganz sicher, was von dem,
das er noch wußte, wirklich geschehen war. Klar aber war, daß sein Führer und
Partner an einem Monster-Kater litt. Das einzige woran er sich noch *genau*
erinnern konnte war: . . .Sandburg hatte in dieser einen Nacht weit mehr
getrunken, als Ellison ihn im ganzen letzen Jahr zusammengenommen hatte
trinken sehen.

"Oh, Gott, Sandburg bitte sag mir, daß wir das nicht getan haben." Jim sank
aufs Bett zurück und schaute seinen halb nackten Partner an.

"Was nicht getan haben?" Blair schaute Jim mit großen, blauen Augen an.

"Geheiratet, im selben Bett geschlafen . . ." er machte eine Pause. Als er
wieder von Neuem begann war seine Stimme zart und zitterte: " . .
miteinander Sex gehabt."

"Hey Mann, ich denke es ist ziemlich offensichtlich, daß wir aus welchem
Grund auch immer *ganz sicher* die Nacht im selben Bett verbracht haben,
aber miteinander geschlafen? Daran könnte ich mich erinnern, oder doch
nicht? Ich wüßte es, oder?"

"Ich denke schon" überlegte Jim "Ich erinnere mich auch nicht mehr, aber wir
waren beide ziemlich zu."

"Von Sex wüßte ich, Jim" versicherte ihm Blair. Außerdem hast Du noch Deine
Boxershorts an."

"Aber Du nicht" deutete Jim an.

"Ja, stimmt, wieso das?" Blair schaute verwirrt drein. Er wußte anscheinend
nicht mehr sehr viel von der vergangenen Nacht.

Du warst zu blau um aus dem verwünschten Kleid herauszukommen. Ich mußte
Dich auszuziehen. Du hattest nichts darunter an."

"Warum hab ich dann ein T-Shirt an?"

"Dir war kalt. Verdammt Sandburg, haben wir nun, oder haben wir nicht?" Jims
Stimme klang verärgert.

"Ich glaube nicht, daß wir's getan haben" sagte Blair "an Sex würde ich mich
erinnern. Und bitte . . . brüll nicht so!" er hielt seine Ohren zu und schloß die
Augen. Er sah vollständig elend aus.

Jim bückte sich und zog ein Stück Papier unter dem Kissen vor. "Was ist das?"

Blair schaute mit strahlend blauen Augen zu Jim auf und wartete darauf, daß
er seine Entdeckung offenbarte.

" Das glaub ich einfach nicht!"

"Kannst Du es tiefer halten, Jim?" bettelte Blair, dessen leise Stimme eine
Oktave höher klang. Seine Neugierde siegte schließlich über seine dröhnenden
Kopfschmerzen.

"Das ist eine Heiratsurkunde-- ausgestellt auf 'Fräulein' Blair Sandburg und
Herrn James Ellison"

"Fräulein??" platzte Blair heraus und vergaß vollständig seine eigene Bitte,
nicht zu schreien.

"Es ist unterschrieben und beglaubigt von einem gewissen Justin Parks, und
bezeugt worden von Rafe und Brown!"

"Zeig her!" Blair schnappte dem Sentinel den Vertrag weg und starrte ihn
ungläubig an: "Der ist nicht legal", rief er aus.

"Darauf kannst Du Deinen süßen Po verwetten!" Jim wanderte am Fußende des
Bettes auf und ab. "Wir müssen das annullieren lassen!" murmelte er.

"Ich glaube das brauchen wir garnicht, Jim" versicherte ihm Blair. " Es war
überhaupt keine richtige Hochzeit: Erstens bin ich kein 'Fräulein', zweitens
hatten wir weder eine Lizenz noch einen Familiennachweis; nichts von all dem
notwendigen Zeugs. Es gibt keine Hochzeit, die annulliert werden muß, Jim."

"Erzähl das mal Justin Parks" bemerkte Jim.

"Wir werden an der--" Blair schaute auf die Urkunde "--kleinen 'Chapel of the
Bells' anhalten, wenn wir zum Flugplatz fahren und die Dinge klären. Ich bin
sicher wir können das schnell in Ordnung bringen, Jim."

"Das ist auch verdammt nötig! Kannst Du Dir vorstellen was Rafe und Brown
sonst mit unserem Ruf anstellen, sobald wir wieder im 'Cascade' Revier sind?"

Weil Blair das Raubtier in Jim's stetigem hin und her wandern erkannte, beeilte
er sich um ihn zu beruhigen. "Vorsicht Jim. Schieb nicht Rafe und Henri alle
Schuld in die Schuhe. *Ich* war derjenige, der die Herausforderung angenommen
hat. Durch meinen Wunsch zu Deiner großen, starken Polizeimannschaft
dazuzugehören, hat das hier alles angefangen. Wenn ich nicht zugestimmt
hätte mich so anzuziehen, wäre nichts von alledem geschehen."

Jim lief noch ein paar Sekunden länger auf und ab, dann ließ er sich mit einem
übertriebenen Seufzer aufs Bett fallen. "Nicht Deine Schuld, Chief." Er griff
hinüber in die sowieso schon vom Schlaf zerzausten Locken seines Partners.
"Du wolltest nur dazugehören."

"Erinnere mich das nächste Mal daran, daß Naomi mich dazu erzogen hat,
selbständig zu denken." Er ächzte und warf sich auf sein Kissen zurück. "Mann,
warum muß das so furchtbar weh tun?"
"Ich denke was die Sauferei betrifft hast Du inzwischen dazugelernt" bedauerte
ihn Jim.

Er ging ins Badezimmer und kramte in seinem Kulturbeutel bis er darin ganz
tief unten schließlich ein Päckchen Aspirin fand. Er nahm zwei heraus, füllte ein
Glas mit Wasser und ging dann zurück ins Schlafzimmer. "Hier Sandburg, keine
Widerrede, nimm !"

"Ach, Jim . . ." Blair wollte die Tabletten ablehnen.

"Ich sagte 'keine Diskussion', Chief." Er drückte ihm die Pillen in die
widerstrebend geöffneten Finger und gab ihm das Glas Wasser dazu.

Blair schluckte die Tabletten hinunter um die Schmerzen los zu werden, hätte
aber heißen Tee bei weitem vorgezogen.

Es klopfte an der Türe. Sogar dieses leise Geräusch veranlaßte Blair sich das
Kissen über die Ohren zu ziehen. "Seid Ihr schon auf, Jungs?" Brown klang auch
so, als ob er an den Nachwehen der gestrigen Nacht zu leiden hätte.

Jim machte die Türe einen Spalt weit auf und steckte den Kopf hindurch:"Wir sind
gerade erst wach geworden. Wie wär's wenn wir uns in einer halben Stunde unten
im Restaurant treffen?"

"Aber selbstverständlich, bis nachher!" Rafe winkte vergnügt und viel zu nüchtern.
Als sie den Gang hinunter marschierten erreichte aus der Ferne gedämpftes
Gelächter die empfindlichen Ohren des Sentinel.

"Sind sie fort?" Vorsichtig nahm Blair das Kissen vom Kopf.

"Ja, sind sie, aber wir müssen jetzt aufstehen und uns zur Abreise fertig machen.
Geh Du als erster duschen, Du mußt die Schmiere von Deinem Gesicht
bekommen." Er grinste Blair an, der immer noch das Make up vom vergangenen
Abend aufgetragen hatte. Die Wimperntusche war unter seinen Augen
verschmiert und seine Haare noch teilweise zur Hochfrisur gesteckt. "Aber
verbrauch' nicht das ganze warme Wasser."

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Fünfundvierzig Minuten später erschienen Jim und Blair in dem gemütlichen
Hotelrestaurant und setzen sich zu Rafe und Brown dazu. Die Bedienung füllte
ihre Tassen mit starkem schwarzen Kaffee. Blair genoß sichtlich die Wärme der
heißen Tasse und trank vorsichtig das brühend heiße Getränk, wobei er es
tunlichst vermied, den Blicken der beiden Detektive zu begegnen, die ihm
gegenüber saßen.

"Na, habt ihr beiden gut geschlafen, die letzte Nacht?" grinste Rafe
schadenfroh.

"Absolut großartig" übertrieb Jim. "Kann mir jemand von Euch etwas dazu
erzählen?" Er reichte seinen Polizeikameraden die Hochzeitsurkunde über den
Tisch.

"Oh das ist ja noch garnichts " Rafe wieherte vor Lachen, ich hab noch etwas
viel besseres. " Er faßte in die Tasche, zog den Polaroid Schnappschuß
heraus und warf ihn über den Tisch.

Jim fing das Bild auf und drehte es so, daß er und Blair es sehen konnten. Dort
stand, in voller Schönheit, das glückliche Paar: Jim in seinem viel zu kleinen
Smoking bemüht einen als Dame herausgeputzten Blair Sandburg aufrecht zu
halten, der sich stark an ihn lehnte. Beide hatten ein betrunkenes Grinsten
aufgesetzt, während sie darauf warteten, ihren Eid abzuleisten.

"Ihr beide gebt ein reizendes Paar ab" scherzte Brown.

"Ich konfisziere hiermit das Beweisstück" gab Jim bekannt als er das Foto in
seine eigene Tasche steckte.

"O nein, Jim, komm schon " versuchte Rafe ihn davon abzubringen: " Das ist
doch nur Spaß, niemandem wird ein Schaden zugefügt. Gib mir das Foto
zurück!"

"Nichts zu machen, Jose. Ich werde Dir keine Munition liefern um diese
verrückte Geschichte zu verbreiten. Sandburg und ich werden, Dank Euch zwei,
schon eine schwer genuge Zeit vor uns haben. Nicht nötig die Dinge noch
zusätzlich zu komplizieren." Jim warf einige Münzen auf den Tisch und stand
von der Bank auf. "Wir sollten besser gehen. Wir müssen auf unserem Weg zum
Flughafen noch einen Zwischenstop einlegen ".

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"Cascade Police Departement" kündigte Jim sich an und zückte seinen
Dienstausweis, während er durch das Tor der 'Little Capel of the Bells'
stürmte.

"Kann ich ihnen behilflich sein, Sir?" fragte eine ängstliche Stimme vom
Büroeingang her. "Oh, Mr. Ellison. Wie geht es Ihnen und Ihrer reizenden
Frau heute morgen?"

 "Exakt das ist es, worüber wir mit ihnen
 sprechen wollen" erklärte Jim:
 
 "*Dies hier* ist Mrs. Ellison". Er packte
 Blair beim Arm und schob ihn vor sich hin.
 
"Mrs. Sandburg-Ellison", berichtigte ihn
 Blair lächelnd.

"Oh nein. Das kann nicht sein. Die junge
Frau, die Sie letzte Nacht geheiratet haben
war gute 15 cm größer und sie . . . sie . . .
sie war . . .eine Frau!" stotterte Justin Parks.

"Genau *da* liegt das Problem" erzählte ihm
Jim "Sie war *keine*."

"Oh je. Das ist *wirklich* ein Problem", murmelte Parks.

"Schauen Sie, ich denke es müßte möglich sein es rückgängig zu machen" sagte
Blair sachlich. "Wir haben gestern abend 'geheiratet'. Heute ist Sonntag. Sie
können unmöglich die Papiere schon der Gemeindeverwaltung zugestellt haben,
richtig?"

"Neiiiiin," bestätigte Parks "Die Unterlagen vom gesamten Wochenende gehen
erst am Montag weg."

"Dann können Sie uns einfach ausstreichen. Reißen Sie die Seite heraus,
benützen Sie Tipp-ex oder was auch immer. Diese Heirat hat jedenfalls niemals
stattgefunden."

Justin Parks betrachtete den jungen Mann--lange braune Locken, große klare
blaue Augen -- sicherlich, er war hübsch genug um für eine Mutprobe eine Frau
zu spielen . . . und es bestand tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit.
Seufzend öffnete er das Buch mit den Aufzeichnungen und strich den Eintrag, den
er vergangene Nacht gemacht hatte mit einem breiten schwarzen Filzstift durch.
"Erledigt, sind Sie nun zufrieden?"

"Mr. Parks, Sie können mir glauben, daß ich mich noch diese Woche bei der
Bezirksverwaltung danach erkundigen werde. Falls diese Eheschließung
tatsächlich rechtskräftig wird, werde ich dafür sorgen, daß Sie wegen Betrugs
belangt werden." Der nahezu 1.90 m große James Ellison war beeindruckend
genug, um Mr. Parks vollständig die Tatsache übersehen zu lassen, daß Las
Vegas nicht in den Zuständigkeitsbereich des Dedektives fiel.

"Ja, Sir. Ich meine nein, Sir, ich . . . Sie brauchen sich keine Sorgen zu
machen, Sir."

"Gut." Jim drehte sich um und wies auf die Türe "Darf ich bitten, meine Herren?"
Blair, Rafe und Brown folgten ihm aus der Wartehalle hinaus.


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Das Flugzeug zurück zum Cascade Revier war erstaunlicher Weise nicht
sehr voll. Jim starrte zum Fenster hinaus auf die flauschigen Wolken und die
bunten Flecken Land unter ihm. Blair saß neben ihm und schlief, seinen Kopf
an Jim's Schulter angelehnt, seinen Rausch aus. Sicher aufbewahrt in einer Jackentasche war ein ungültig gemachter Ehevertrag und ein Polaroid Foto.
Er lächelte in sich hinein. Ein Leben mit Sandburg glich einer Berg und Talfahrt.
Es konnte nicht schaden ein wenig Material zusammenzutragen . . . nur für alle
Fälle.


Das Ende ?

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Es gibt tatsächlich einen "Dr. Naughty" in Las Vegas. Er trat Anfang Oktober
2000 im Bourbon Street Casino-Hotel auf. Nein, ich habe seine Show *nicht*
gesehen !