Diese Collage zeigt meine "neue" FK-Crew.
                                                           Ein herzliches Dankeschön an ANJA, die ihrer                                                                 Kreativität freien Lauf ließ und sie mir großzügig
                  zur Verfügung stellte.

 

TEIL II Kapitel 1


Völlig verstört und mutlos saß Nat auf ihren gepackten Umzugskartons. Seit ihrer Entscheidung Toronto zu verlassen, hatte sie mit Beschäftigungstherapie versucht, sich abzulenken. Aber nun wartete sie tatenlos auf den Möbelwagen, den die Transportfirma ihr schicken wollte. Derart gelangweilt war es ihr nicht möglich die Erinnerungen zu verscheuchen, die sich mit Macht in ihr Bewußtsein drängten.

All die Zeit mit Nick hatte sie ihr Leben so vollkommen auf ihn ausgerichtet, daß sie nun völlig den Boden unter den Füßen verlor. Sie war so überzeugt davon gewesen, vor ihm zu sterben, daß sie es versäumt hatte, Pläne für ihre eigene Zukunft zu schmieden. In ihrer Niedergeschlagenheit wünschte sie sich beinahe mit in dem Gebäude gewesen zu sein, als es explodierte.

<Wenn er doch nur ihre Verabredung nicht einfach vergessen und sich in sicherer Entfernung zum
Hauptquartier befunden hätte !>

Noch immer konnte sie sich seine rücksichtslose Gleichgültigkeit weder erklären, noch sich dazu durchringen sie Nick zu verzeihen.

< Oder -
hatte er es etwa darauf abgesehen, sie dort, weit entfernt von der Gefahrenzone, in Sicherheit zu wissen ?
Das würde ja bedeuten... >

Nein ! Sie weigerte sich vehement dagegen, diese schreckliche Möglichkeit weiter in Betracht zu ziehen !

Ihre Gedanken drehten sich im Kreis.
Denn seit seiner Affäre mit Adriana wußte sie Nick's Verhalten ihr gegenüber nicht mehr mit Sicherheit richtig einzuschätzen. Sie hatten sich nie darüber ausgesprochen, aber er wirkte seither, als hätte er sich >Welten von ihr entfernt< . Die undurchdringliche Wand, die Nick um sich herum aufgebaut hatte, schloß jede Vertrautheit aus, die einmal zwischen ihnen bestanden hatte.

Natalie seufzte.
Sie ließ die letzten, unheilvollen Monate noch einmal Revue passieren. Warum nur hatte er ihr so weh getan ?........

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...... Seit sein Freund und Partner Donald Schanke bei einem Flugzeugabsturz, ums Leben gekommen war, vollbrachte Nick Knight seine Arbeit als Polizeidetective im 96. Bezirk von Toronto nur noch ohne große Leidenschaft. Sie hatte für ihn keinen Inhalt mehr. Wenn Natalie nicht gewesen wäre, hätte er keine Sekunde lang gezögert, seinen Job aufzugeben und weiter zu ziehen.

Besonders da man ihm Thorben Kant, diesen unausstehlichen jungen Kollegen als neuen Partner zugeteilt hatte.
Nicht nur, daß er gerade frisch von der Polizeischule gekommen war und alles besser wußte, nein er zeigte auch eine ausgesprochene Hartnäckigkeit darin, eigene Entscheidungen zu fällen, ohne sich darin beirren zu lassen. Es war für einen Cop wie Nick, der auf Grund seiner >Andersartigkeit< stets darauf bedacht sein mußte seine Tarnung aufrecht zu erhalten, schon schwierig genug überhaupt mit jemandem eng zusammen zu arbeiten. Aber mit einem Partner, der seine Aufgabe als Rückendeckung so wörtlich nahm, daß er sich wie eine Klette an seine Fersen heftete und ihn keine Sekunde aus den Augen ließ wurde es dem Vampir praktisch unmöglich gemacht seine außerordentlichen Fähigkeiten auszunützen, die ihm bei der Ermittlung und Ergreifung eines Tatverdächtigen zur Verfügung standen.

Und um nichts auf der Welt hätte Thorben Kant Detective Knight's unsinnige Befehle befolgt, die ihn weiter von der Gefahrenzone entfernten, anstatt dem Ort des Geschehens näher zu bringen !

Nick wurde täglich nervöser. Schon allein Kant's Anblick erzielte auf ihn dieselbe Wirkung wie der Geruch von zerriebenem Knoblauch. ALLES an ihm störte ihn !
Aber am meisten störte ihn Thorbens gewinnendes Wesen! Es lag nicht an seinem attraktiven Aussehen allein, sondern vor allem durch sein charmantes Auftreten zog er jegliche Aufmerksamkeit geradezu magisch auf sich. Er hatte für jeden, dem er begegnete ein nettes Wort, ein strahlendes Lächeln, ein freundliches "Danke Schön" parat, sodaß andere, die sich in seiner Nähe befanden vollständig verblaßten. Und er hatte Erfolg - auch bei Natalie !

Eifersüchtig bemerkte Nick, wie offensichtlich wohl es ihr tat, wenn der junge Mann sich bei ihr mit kleinen Aufmerksamkeiten für ihre Hilfsbereitschaft und die bevorzugte Behandlung ihrer Mordfälle bedankte. Es entging ihm nicht, daß sie plötzlich deutlich mehr Wert auf ihre Garderobe legte, oder den perfekten Sitz ihrer Frisur.
Natürlich behandelte sie ihn genauso zuvorkommend und freundschaftlich wie eh und je, aber Nick spürte den Stachel im Fleisch: Er war nicht mehr der unumschränkte Favorit, er mußte sich anstrengen. Und Thorben war kein Gegner, der es ihm leicht machte !

Während es früher für Schanke ganz selbstverständlich war, daß Detective Knight seinen Caddy während der Einsätze als Dienstwagen benutzte und er daher auch chauffierte, passierte es nun immer öfter, daß sich Nick unversehens als Beifahrer in Torbens BMW-Sportwagen wiederfand, ohne daß dieser überhaupt eine Diskussion darüber angestrengt hatte. Er pflegte selbstsicher und geradlinig auf sein Ziel zuzusteuern, und jeder, der gewillt war mit ihm Schritt zu halten , mußte zusehen, daß er rasch hinterher kam.

Knight haßte seine Fahrweise. Thorben selbst hätte sie als >sportlich und dynamisch< bezeichnet, genauso, wie er sich selbst zu beschreiben pflegte. Nick dagegen hatte nur ein Wort dafür: Raserei.


Sie waren auf dem Weg zum Coroner's Building. Thorben wollte "der hübschesten Pathologin von allen", wie er sich in Abwandlung von Ephraim Kishon's Redensart ausdrückte, eine Audiocassette vorbeibringen, weil ihre rasche DNA-Analyse ihnen bei ihrem letzten Mordfall den entscheidenden Vorsprung zur Verhinderung einer neuen Straftat verschafft hatte. Er hatte die Songs selbst ausgesucht und zusammengestellt. Alles Lieder seines Lieblingssängers John Denver, nachdem er festgestellt hatte, daß Nat ebenfalls für ihn schwärmte.

Bei Nick schrillten sämtliche Alarmglocken, als sein Gegenüber wie beiläufig das Thema anschnitt, und er zugeben mußte, daß er nicht einmal wußte, für welche Art von Musik seine engste Freundin eine Vorliebe hatte.
Wie war es möglich, daß dem jungen Mann in so kurzer Zeit die Gefühlswelt der Kollegin so viel offener stand, als sie es ihm in all den Jahren gewesen war? Heiße Pfeile durchzuckten ihn. Hatte er sich überhaupt je darum bemüht sie kennenzulernen? War es ihm nicht nur immer wichtig gewesen, daß sie >ihn< verstand ? Plötzlich sah Nick sich gezwungen sich die Frage zu stellen, ob er es nicht geradezu als selbstverständlich angesehen hatte, daß sie immer für ihn da war und sich mit seinen Problemen und Sorgen auseinandersetzte, während er zu große Vertrautheit auf ihrer Seite stets als >zu gefährlich< abgeblockt hatte.

Der BMW schoß ohne die Geschwindigkeit zu verringern die Grenvillestreet geradeaus, obwohl das beleuchtete Eingangsschild ihr Ziel, das Gebäude der Gerichtsmedizin , schon deutlich anzeigte. Sozusagen in allerletzter Sekunde, und mit quietschenden Reifen kam ihr Wagen direkt vor dem Portal zum Stehen.
Nick wußte, was jetzt folgen würde: Mit einem eleganten Satz, ohne einen einzigen Blick auf seinen Beifahrer zu verschwenden, würde sein jugendlicher Partner das Auto verlassen, mit wenigen behenden Schritten den Gehsteig überqueren und, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, in das Labor eilen, in dem Natalie arbeitete.

Aber dieses mal wollte Nick der erste sein, der ihr durch eine herzliche Umarmungzeigte, wie sehr er ihre Freundschaft zu schätzen wußte!

Mit einem kräftigen Ruck stieß er die Beifahrertüre nach Außen, sodaß sie nahezu aus den Angeln zu brechen drohte und sprang hinaus, ohne vorher einen Blick auf den Gehsteig zu werfen.

Der Aufprall war abrupt und hart - und er kam überraschend! Er brachte Nick kurz aus dem Gleichgewicht. Doch was nun folgte, war selbst für ihn, den Vampir, der an gedankenschnelle Fortbewegung gewöhnt war, unerwartet: Ohne Vorwarnung traf ihn ein Fuß , dessen Schuh zur komfortableren Fortbewegung mit vier glänzenden Hartgummireifen bestückt war, blitzschnell gegen das Schienbein.
Der Detective krümmte sich mehr überrascht , als verletzt zusammen, um im selben Moment mit voller Wucht einen Handkantenschlag in den Nacken versetzt zu bekommen, der jeden menschlichen Gegner bewußtlos zu Boden gestreckt hätte. Nick fiel auf die Knie und sah einen undeutlichen Schatten neben sich zu Boden greifen, dorthin, wo seine Dienstpistole beim ersten Zusammenprall gefallen war.

Erschrocken schnellte er hoch. Was er sah war eine ganz in schwarz gekleidete, zierliche weibliche Gestalt auf Rollschuhen, die mit gezückter Pistole seinen Partner Thorben daran hinderte das Auto zu umrunden , um sodann behende auf ihren acht Rollen um die nächste Hausecke davon zu sausen.

Gewöhnlich wäre es für den Vampircop ein leichtes gewesen der Fliehenden fliegend zu folgen. Aber mit Thorben an seiner Seite konnte er dies natürlich nicht riskieren. Und leider gelang es ihm auch dieses Mal nicht den Kollegen abzuschütteln, um aus seinem Blickfeld zu gelangen. Er befolgte partout keine Anweisungen ohne sie zu hinterfragen und ließ sich nicht wie Schanke grundlos auf die Rückseite des Gebäudes schicken.

Als die Polizisten den schmalen, abschüssigen Weg zur anderen Seite des Häuserblocks gehastet waren, gab es selbst für Nicks nachtsichtige Augen keinerlei Anhaltspunkt mehr, wohin sie sich wenden sollten.

"Wir werden es melden müssen",

Kant sah ihn mit einem Blick an, der deutlich verriet, daß er sich nicht schlüssig darüber war, ob er die Szenerie bedrohlich finden, oder lauthals deswegen lachen sollte. Nick bebte vor Zorn ! Der Umstand allein >daß< die Waffe ihm abhanden gekommen war, berührte ihn schon peinlich genug, aber der Dienststelle melden zu müssen >wie< es dazu kommen konnte, grenzte seiner Meinung nach geradezu an Entwürdigung. Er wollte unter keinen Umständen eine Fahndung herausgeben, er mußte die Pistole zurückbekommen !

"Ich geb' den Kollegen ihre Beschreibung" Thorben war im Begriff umzukehren.

"Laß das, ich werde das Mädchen schon finden".

"Sie war ohne Pistole schon gefährlich genug, wie mir schien, aber nun ist sie auch noch bewaffnet !"

Die Stimme seines Partners klang nun unverhohlen belustigt und auch ohne einen Blick auf ihn zu werfen, wußte Nick Knight, daß seine charakteristisch einseitig hochgezogene, rechte Augenbraue den schalkhaften Ausdruck seines spitzbübischen Lächelns noch zusätzlich verstärken würde.

"Geh schon mal zu Nat, ich gebe die Fahndung selber durch, wenn ich keinen Erfolg habe!"

"Bist Du sicher, Du brauchst keine Hilfe, Partner ?"

Statt einer Antwort wandte der Verspottete sich ab und beeilte sich in den Schutz der Dunkelheit zu gelangen, um sich blitzschnell in die Luft zu erheben und die Umgebung einer genauen Prüfung zu unterziehen.

Nichts rührte sich. Seine Wärmesensoren zeigten weder auf der Straße noch in den Innenhöfen menschliches Leben an. Mehr besorgt inzwischen, als verärgert beschloß er die Suche einzustellen und Unterstützung anzufordern.

Rasch folgte Nick dem Kollegen in das Leichenschauhaus. Er wollte ihn nicht länger als nötig mit Nat alleine wissen!

2

"TEIL II  Kapitel 2"


Als der Detective die Sezierhalle betrat, ertönte von dort fröhliches Lachen. Natalie hatte ihre Arbeitssachen bereits zur Seite gelegt und lehnte rückwärts mit dem Gesäß gegen das Waschbecken. Thorben stand gestikulierend vor ihr, sodaß es Nick nicht schwer war zu erraten, was der Grund ihrer Heiterkeit sein würde. Bei seinem Erscheinen spielte Nat verlegen mit ihren Fingern, und die leichte Röte auf ihren Backen verriet ihm, daß es ihr unangenehm war, dabei ertappt zu werden, wie sie sich auf seine Kosten amüsierte.

Nicks Mißmut vergrößerte sich als ihm bewußt wurde, wie weit der schädliche Einfluß des Nebenbuhlers schon gediehen war. Er spürte, daß er im Begriff war die Freundin zu verlieren. Wie eine eiserne Klammer legte sich diese Erkenntnis um sein Herz! Einen kurzen Augenblick zögerte er, in der Absicht sich beleidigt zurückzuziehen, aber er kämpfte tapfer dagegen an. Er mußte etwas unternehmen, und zwar schnell! Nun den Gekränkten zu spielen würde die Sache nur noch verschlimmern. Es galt seine Gefühle ihr gegenüber nicht länger zu verbergen. Er beschloß sie in die Arme zu nehmen und sie spüren zu lassen, wie sehr er sie schätzte. Den Verlust der Waffe zu melden war wichtig, aber seine Beziehung zu Nat hatte Vorrang!

Noch bevor Nick den Raum vollständig durchqueren konnte, wurde die Klapptüre zur Leichenhalle mit Schwung geöffnet und ein junges, ihm unbekanntes Mädchen, mit Schutzhaube und Kittel der Laborangestellten gekleidet, verharrte den Tick eines Augenblickes im Türrahmen. Ihre großen, dunklen Augen öffneten sich für einen Moment schreckensweit, um sich im nächsten Bruchteil der Sekunde zu schmalen Schlitzen zu verengen. Sie hob die Pistole, die Nick sofort als die seine erkannte gegen die überraschten Männer und rief Natalie zu:

"Schnell, hierher in Deckung, Doc, ich werde sie aufhalten!"

Dr. Lambert starrte verdutzt und verständnislos von den Freunden zu der bewaffneten Frau hinüber, die ihr Zögern als eine Folge von Angst zu interpretieren schien. Sie stand ihren Gegnern nun ruhig und furchtlos gegenüber und ihre Stimme klang fordernd und aufmunternd zugleich, als wolle sie Nat Mut machen, sich an den Eindringlingen vorbei in Sicherheit zu bringen:

"Geh schon Nat, sie werden Dir nichts tun !"

"Sie werden mir ganz sicher nichts tun !" Natalie hatte sich wieder von ihrem Schreck erholt.

Sie deutete mit erhobenen Händen an, daß sie gewillt war, ihre übereifrige Beschützerin zu beruhigen - hauptsächlich zu deren eigenen Schutz, denn das verräterische Zucken in Thorbens Augen zeigte ihr unmißverständlich an, daß dieser im Begriff war die willkommene Deckung des zwischen ihnen liegenden Seziertisches dazu zu benützen, um seinerseits die Dienstwaffe zu ziehen. Und von der Tatsache, daß Nick jederzeit bereit sein würde, seine außergewöhnlichen Talente zum Schutz ihres Lebens und das seines Kollegen einzusetzen, brauchte sie sich gar nicht erst zu vergewissern. Es war höchste Zeit eine Eskalation zu verhindern !

"Darf ich vorstellen : Adriana, Eure neue Kollegin !"

Verblüfft ließ das Mädchen die Waffe sinken.

"Ich dachte..."

verunsichert warf sie den Polizisten einen schuldbewußten Blick zu und stammelte verwirrt:

"Verzeihung, ich dachte..., nein ich war mir sicher, Sie wollten mich überfallen...vorhin da draußen,
...und jetzt auch noch hier..."

Thorben hatte seine Emotionen als erster wieder im Griff. Er löste die peinliche Situation in der für ihn typischen Weise mit einem schallenden Lachen, das aber keineswegs verletzend klang, sondern lediglich bewirkte, daß die gefährliche Anspannung die soeben noch in der Luft gelegen hatte, wie eine Seifenblase zerplatzte. Wie immer strahlend und freundlich vergnügt, trat er auf die resolute junge Dame zu und hieß sie herzlich willkommen:

"Alle Achtung, das nenne ich im wahrsten Sinne des Wortes eine außergewöhnliche >Vorstellung< !
Thorben, - Thorben Kant, und das dort ist Detective Nick Knight, bei ihm haben sie ja schon einen
besonders >tiefen Eindruck< hinterlassen, könnte man es nennen."

Seine Augen wanderten belustigt zu seinem Partner und hinab zu der Stelle am Bein, wo ihr Tritt ihn getroffen hatte.

Nick war weit davon entfernt die Situation komisch zu finden. Trotzdem wäre er bereit gewesen, gute Mine zum bösen Spiel zu machen und ihr die Hand zu reichen, wenn sie nicht im selben Augenblick plötzlich die Hände vors Gesicht geschlagen hätte und sich all ihre Anspannung in schallendem Gelächter entladen hätte. Thorben fiel sofort mit ein und beide geizten nicht damit, Natalie über sämtliche Details ihres ungewöhnlichen >Zusammentreffens< aufzuklären.

Nick fand sich als Zielscheibe des Spottes wieder. Unbehagen lief ihm kalt den Rücken hinab. Noch niemals zuvor hatte er sich aus der Gemeinschaft von Menschen so ausgeschlossen gefühlt. Wie hatte er sich nur jemals einbilden können, daß er zu ihnen gehörte, solange er sie über seine wahre Identität zu täuschen vermochte. Nun bekam er die Quittung für seine Unnahbarkeit. Es erschien ihm nicht abwegig, daß sie so reagierten. Gewöhnlich war er es, der jeden Kontakt zu >ihnen< vermied, der die anderen von >sich< fern hielt um sein dunkles Geheimnis vor Entdeckung zu schützen. Wie oft schon hatte er selbst Natalies Zuneigung zurückgewiesen damit sie durch ihn nicht in Gefahr geriet und sie dadurch oft genug in ihren Gefühlen verletzt.

Nach kurzer Zeit wandte sich Adriana schuldbewußt ihrem Opfer zu :

"Es tut mir leid, Detective Knight, daß ich mich vorhin so rabiat verteidigt habe, ich dachte wirklich es
handle sich um einen Überfall."

Sie ging, immer noch lachend, auf Nick zu, die Hand versöhnlich gegen ihn ausgestreckt. Er hätte sie nur anzunehmen brauchen, um in den gemeinsamen Bund wieder aufgenommen zu sein. Aber er war gekränkt. Er fühlte sich gedemütigt, mehr noch, sein männlicher Stolz war verletzt. Sie war so jung, so hübsch, so bezaubernd!
Anstatt ihre Entschuldigung zu akzeptieren, ergriff er lediglich die dargebotene Pistole und steckte sie abrupt in den Halfter :

"Sind Sie sicher, daß Sie nicht unter Verfolgungswahn leiden ?"

Verärgert ließ er sie unbeachtet stehen. Er drehte sich abrupt auf dem Absatz um und wandte sich mürrisch dem Ausgang zu, ohne die übrigen Anwesenden eines Blickes zu würdigen. Adriana schaute ihre Kollegen verlegen an.

"Nick ...!"

Natalies Empörung ließ ihn kurz zaudern, aber schon ein einziger Augenkontakt genügte um sie erkennen zu lassen, wie sehr seine verletzliche Seele schmerzte.

"Schon in Ordnung, wir hätten nicht auch noch darüber
lachen dürfen !"

Nat's Beschützerinstinkt Nick gegenüber gewann sofort die Oberhand und siegte über ihre Enttäuschung wegen seines humorlosen Verhaltens:

"Der Vorfall sollte wenigstens unter uns bleiben,
versprochen?"

Die Doktorin sah Thorben bittend an, von dem sie annahm , daß er liebend gern dieses Thema zum Hauptgesprächsstoff der Abteilung erhoben hätte.

"Wer sollte solch wunderschönen Augen schon etwas
abschlagen können!"

Thorben blitzte der Schalk aus den Augen, er verbeugte sich andeutungsweise, während sein Blick den ihren nicht losließ, und fügte scherzhaft hinzu:

"obwohl ich zugeben muß, daß es überaus schade ist,
es für mich zu behalten !
Nun, wir könnten ja über eine angemessene Entschädigung reden...?"

Natalies Mundwinkel verzogen sich zu einem dankbaren Lächeln, ohne jedoch auf die Anspielung zu reagieren. Statt dessen wandte sie sich ihrer Assistentin zu :

"Ich denke es wird Zeit unsere Arbeit zu beginnen, es gibt genug
für uns zu tun!"

Thorben konnte nicht umhin zu bemerken, daß er hier nun überflüssig war. Er verabschiedete sich winkend und schlenderte, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben, schmunzelnd aus dem Raum. Als seine Finger die Kassettenhülle ertasteten, fiel ihm auf, daß die Ereignisse ihn ganz davon abgebracht hatten, den Zweck seines Besuches bei Nat zu erfüllen: ihr das Tonband zu schenken.

<Es wird sich ein geeigneter Zeitpunkt ergeben>

dachte er vergnügt bei sich . Die Perspektiven waren großartig, - genau nach seinem Geschmack !



Nick hatte die ihm eigene Art der Fortbewegung bevorzugt. Der rasante Flug durch die kühlende Nachtluft ließ ihm Raum seine aufgestauten Aggressionen
zu verarbeitenund machte es nicht länger nötig die Verwandlung zurückzukämpfen, was ihm vorhin nur noch unter dem Aufbieten höchster Konzentration gelungen war.
Er fühlte sich befreit als sich die beiden Fangzähne zeigten und seine Augen glühten wie glutrote Kohlen in der dunklen Umgebung.

Auch hätte er es keine Sekunde lang mit seinem grinsenden Partner in einem Auto zusammen ausgehalten. Eigentlich bedauerte er seinen unhöflichen Abgang. Es wäre so einfach gewesen, die ganze unglückliche Geschichte ungeschehen und vergessen zu machen. Das Mädchen hatte recht. Fast täglich behandelten sie in ihrem Polizeiberuf Fälle von nächtlichen Übergriffen auf wehrlose Passanten. Ihr Auto war nicht als Polizeifahrzeug zu erkennen gewesen, und die Art ihrer Annäherung in Thorbens Rennfahrermanie hatte durchaus zu falschen Schlüssen führen können.

Nick's Bein schmerzte an der Stelle, wo ihn die Hartgummirollen getroffen hatten, aber noch viel stärker peinigten ihn die Wunden, die der Spott in seinem Herzen hinterlassen hatte.

TEIL II  Kapitel 3

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II 2
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